Tag 12


Für heute waren ja im Tagesverlauf Regen und Gewitter angekündigt. Regen ist doof, Autofahren im Regen ist doof, Aussteigen im Regen ist doof und Fotografieren im Regen ist erst recht doof, alles ist im Regen doof. Deshalb hatte ich mich entschlossen, noch früher aufzustehen als ich es eh schon immer tue, um meine umfangreiche ToDo-Liste so gut es geht abzuarbeiten bevor der große Regen kommt.

Punkt 6 sass ich im Frühstücksraum; leider auch rund 25 echte und keine gefühlten Bauarbeiter. Alles ging sehr schleppend voran, denn es gab kein Buffet sondern das amerikanische Breakfast wurde am Tisch serviert. Ich bin fast wahnsinnig geworden.

Irgendwann war ich dann doch auf der Piste und fuhr auf der berühmten US-61 Richtung Norden. Diese Straße wird auch öfters Blues Highway oder Great River Road genannt; kürzlich haben sie erst einen Bericht darüber im Fernsehen gebracht.

In der Umgebung von St. Francisville gibt es eine stattliche Anzahl von Plantagen, von denen ich mir einige für eine nähere Inspektion ausgesucht hatte. Mein erstes Ziel war gleich eine Niete. Die Rosemont Plantation, wo der ehemalige Präsident der Südstaaten, Jefferson Davis seine Kindheit verbracht hat, war heute geschlossen.

Etwas weiter gibt es die Butler Greenwood Plantation, die heute ein B&B ist und mir nur 1 Bild "im Vorbeifahren" wert war:



Da ist die Greenwood Plantation (ohne den Butler) schon interessanter und ein echter Hingucker; sie hat glaub ich auch bei Fackeln im Sturm eine Rolle gespielt. Die Plantage macht üblicherweise erst um 9 Uhr auf. Ich war bereits um 8 Uhr da und das Tor war offen. Also ohne Eintritt nix wie rein und fleißig Bilder gemacht; kein Schwein hat sich daran gestört:









Bleibt man auf der 61, kommt man bald nach Mississippi (mein 28. Stern):



In Woodville, MS habe ich dann die 2. Niete gezogen, die Rosemont Plantation war ebenfalls geschlossen.

Mal sehen, was mich in Natchez, der ältesten Stadt von Mississippi erwartet? Natürlich ganz tolle Antebellum-Architektur. Sogar die Sonne machte mit und zeigte sich immer wieder mal durch kleine Wolkenlücken.

Dunleith:


Stanton Hall:




Rosalie:


Es gibt noch eine Menge mehr von diesen schmucken Villen, aber da hätte ich wohl den ganzen Tag gebraucht. Den Abschluss meines Besuchs in Natchez bildete ein Spaziergang im Bluff Park, von dem man einen wunderschönen Blick auf den Fluß hat:





Unweit von Natchez liegt das Historic Jefferson College, dem ich auch einen kurzen Besuch abgestattet habe:



Na, wer hat´s erkannt? Es ist die Militärakademie West Point in Fackeln im Sturm.

Zum Pflichtprogramm gehört natürlich auch der 714 km lange Natchez Trace Parkway, eine alte Handelsstraße. Keine Angst, ich bin nur einen kleinen Teil gefahren, denn auf die Dauer wurde es langweilig. Er wirkte auf mich wie ein Radweg für Autos:



Diese toll aufgemachte Tafel am Straßenrand ist doch sehr vielversprechend? Was kam dabei heraus? Ein mickriges Mäuerchen in der Pampa:





Der Parkway hat einen limitierten Zu- und Abgang und man muss schon etwas fahren, um eine Ausfahrt zu finden. Die kam dann endlich an der Kreuzung zur MS-552. Ein Blick auf die Karte zeigte mir, dass ich, wenn ich die nehme, noch einen kleinen Schlenker über die Windsor Ruins machen könnte. Hierbei handelt es sich um die kläglichen Überreste einer Villa, die vor langer Zeit abgebrannt ist:



Über eine äußerst kurvenreiche Strecke erreicht man Port Gibson, MS. Hier gibt es eine Besonderheit, nämlich den Kirchturm. Auf der Spitze ist kein Kreuz oder vielleicht ein Hahn sondern eine goldene Hand mit gestrecktem Finger; nein, nicht der Mittelfinger  Wink





Von da war es dann nicht mehr weit bis zum heutigen Etappenziel, Vicksburg, MS. So nah wie hier bin ich noch nicht an den Mississippi gekommen:





Vicksburg hat eine wichtige Rolle im amerikanischen Bürgerkrieg gespielt. Hier gab es eine 47tägige Belagerung, die mit dem Sieg der Nordstaaten endete, die damit die Kontrolle über den gesamten Mississippi erlangten. Dieser Sieg war zusammen mit Gettysburg der Wendepunkt des Krieges. Im großen National Military Park kann man die Schlacht nachempfinden. Hier gibt es jede Menge Schautafeln, die z. B. den Standpunkt der Truppenteile markieren sowie eine große Zahl an Monumenten und Gedenktafeln:

 





Geregnet hat es übrigens nur mal ganz kurz, nachdem ich mein Tagewerk schon beendet hatte.

Man lernt immer wieder dazu. Da ich nicht mehr fahren wollte, bin ich zum Waffle House gleich um die Ecke von "meinem" Best Western gelatscht. Ich bin noch nie in dieser Kette eingekehrt und wollte ihr mal eine Chance geben. Ich war bereits am Essen als ein älterer Herr sich mir quasi gegenüber an den Tisch setzte. Plötzlich steht er auf und holt sich, ja was denn!? einen Aschenbecher. Er wird doch nicht... Doch, er wird! Da fragte ich meine persönliche Kellnerin, ob denn hier rauchen erlaubt sei. Ja, war es in dieser Ecke des Raumes, ich könnte mich gerne in die gegenüberliegende Hälfte verdrücken, da sei Rauchverbot; dass tat ich dann auch. Ich saß kaum da, ist dieser behämmerte Typ wieder gegangen.

Soviel ist sicher, wenn in allen Filialen des Waffle Houses geraucht werden darf, haben die mich das erste und letzte Mal gesehen!